Zen geht zurück auf Shakyamuni Buddha, der vor über 2500 Jahren in Indien lebte. Als Sohn eines Königs konnte er alles haben, was er sich wünschte. Da seine Mutter kurz nach der Geburt starb, erkannte er aber schon in jungen Jahren die Vergänglichkeit des Seins.

 

Eines Tages verließ er mit Hilfe eines Dieners den Palast und erkannte das Leiden der Menschen. Er floh aus seinem Leben als Prinz, verließ seine Familie und wurde Mönch. Er wollte einen Weg finden, dass Leiden der Menschen zu überwinden. Seine Frage nach der Essenz unseres menschlichen Daseins, nach dem Sinn von Geburt, Krankheit, Alter, Leiden und Tod hatte ihn schon seit seiner Kindheit beschäftigt. Nachdem er seinen Palast verlassen hatte, lernte er bei unterschiedlichen Meistern. 

 

Er machte schnelle Fortschritte und lernte seinen Geist zu kontrollieren und sein Denken völlig anzuhalten. Dadurch erreichte er sehr tiefe meditative Zustände. Eine Antwort auf seine Fragen erhielt er jedoch nicht. Nachdem er die verschiedenen Meister besucht und ihre Lehren gelernt, aber noch immer keinen Weg gefunden hatte das Leiden der Menschen zu überwinden, versuchte er es mit Askese und Kasteiung.

 

Über Monate aß er nur Wurzeln und Beeren und sein Körper wurde immer ausgemergelter. Manchmal aß er über mehrere Tag gar nicht. Er begab sich in die schrecklichsten Wälder und trotzte all den Gefahren und seinen Ängsten, die damit verbunden waren. Er versuchte seinen Geist durch Willensanstrengung zu besiegen, wobei er das Gefühl hatte, sein Kopf würde bersten und ihm vor Anstrengung der Schweiß aus allen Poren trat.

 

Eines Tages, sein Körper war schon so schwach das er kaum noch gehen konnte, erkannte er, dass sowohl das übermäßige Leben als Prinz, als auch die Kasteiung und Askese nicht die richtigen Wege sein konnten. Nachdem ihm all die Askese also nicht zu der Antwort führte und ihn beinahe umgebracht hätte, fand ihn ein junges Mädchen und gab ihm eine Schale Reismilch zu trinken. Schnell kam er wieder zu Kräften.

 

Er erkannte, dass um sein Vorhaben zu erreichen, ein gesunder Körper von entscheidender Bedeutung war. So setzte er sich hin in Zazen unter den Bodhibaum und sagte sich: „Ich werde diese Haltung nicht eher verlassen, bis ich die Lösung gefunden habe!“

 

So saß er mehrere Tage und Nächte bis er eines Morgens, als er am Himmel den Morgenstern sah, die Erfahrung des Erwachens machte und ausrief: „Ich habe das Erwachen gemeinsam mit allen Wesen erlangt!“ In den weiteren 45 Jahren lehrte er den Weg des Erwachens und die Haltung des Zazen bis zu seinem Tod.

 

Viele hundert Jahre später war es Bodhidharma, der den Buddhismus, den wir später als Zen kennen lernen sollten, von Indien nach China brachte. In China wollte er den Samen des Buddhas in frische Erde pflanzen. Hier stieß er auf den Taoismus, Shintoismus und den Konfuzianismus und verschmolz zu einer neuen Philosophie, dem Chan.

 

Mehrere hundert Jahre später brachte Meister Dogen den Chan-Buddhismus, von China nach Japan, wo es den Namen Zen bekam. Meister Dogen gilt als Gründer des Zen und prägte die gesamte japanische Gesellschaft. Von Japan aus war es Taisen Deshimaru, der bereits als kleiner Junge von Meister Kodo Sawaki im Zen unterrichtet wurde.

 

An seinem Sterbebett sagte Kodo Sawaki zu ihm, er solle den Samen des Zen nach Europa bringen und ihn dort in neue fruchtbare Erde pflanzen. Dies tat Deshimaru im Jahr 1967 in Paris, wo das Zen bis heute lebendig ist, blüht und Früchte trägt.

 

So entstand die Linie der Patriarchen, die von Meister zu Schüler den Weg weitergaben. Von Shakyamuni Buddha vor über 2500 Jahren, über China und Japan nach Europa bis in die heutige Zeit.

 

Auch wenn Zen ursprünglich aus Indien stammt und sich in Europa vor allem die japanische Variante durchgesetzt hat, so ist Zen in der Praxis des Zazen in erster Linie ein Weg zu Dir selbst. Unabhängig von Worten, Ritualen oder Zeremonien verweist die Praxis des Zazen direkt auf Deine wahre Wesensnatur und damit auf die Quelle aller Phänomene.

 

Das war, was Buddha bei seiner Erleuchtung verwirklicht hatte. Aus seinem Mitgefühl den Wesen gegenüber, lehrte er aber nicht nur die von ihm erkannte Wahrheit, sondern einen allen Wesen zugänglichen Weg des Mitgefühls und der Praxis mitten im Alltag.

 

Die erste Predigt Buddhas beinhaltet im Grunde seine gesamte weitere Lehre. Es handelt sich um die 4 edlen Wahrheiten.