Umgang mit Angst und anderen Gefühlen

FRAGE: Hallo Heisan, vielen Dank für die inspirierende Seite und die vielen Denkanstöße und Euer sein. Könntet ihr vielleicht mal etwas zum Thema Angst posten? Ich persönlich zum Beispiel muss nächstes Jahr operiert werden und habe jetzt schon Angst vor meiner ersten Vollnarkose. Im Prinzip wird es realistisch betrachtet wohl nicht schlimm aber mein Denker sieht es anders. Danke und liebe Grüße Frank

 

ANTWORT: Das Wunderbare im Zen ist, dass sämtliche, scheinbar negativen Aspekte wie Probleme, Sorgen, Ängste etc. durch nur eine einzige Erkenntnis an Macht über uns verlieren. Diese Erkenntnis ist zu sehen wer oder vielmehr was du bist.

 

Du wärst nicht über diese Facebook Seite und meine Denkanstöße gestolpert, wenn da nicht tief in dir eine Sehnsucht nach etwas ist, dass du nicht greifen kannst. Ein Gefühl wie ein undefinierbarer Mangel, der uns suchen lässt und uns im Alltag allerlei Dinge tun lässt, von denen wir uns Befriedigung versprechen. Aber ich schweife ab...

 

Die Angst vor unserer Sterblichkeit

 

Schlussendlich ist die Angst vor einer Vollnarkose verbunden mit der Angst vor unserer eigenen Sterblichkeit. So lange die Identifikation mit diesem Körper-Geist-System stärker ist, als die Erkenntnis, das du das nicht sein kannst, ist auch die Angst vor der eigenen Sterblichkeit da und das lässt uns leiden.

 

Wichtig ist, dass es mir nicht darum geht, die Angst aufzulösen, zu transformieren oder was dir die vielen Therapeuten, Heiler und Märchenerzähler sonst erzählen. Es geht einfach darum die Angst als das zu erkennen, was sie ist. Wie viel Macht kann ein Gefühl über dich haben, das du unberührt da sein lässt ohne es zu verdrängen oder zu ergreifen? Denn erst durch diese geistigen Mechanismen des Ergreifens und Zurückweisens, werden die inneren Phänomene zu etwas scheinbar realem.

 

Die Metapher vom Mond und der Sonne

 

Gefühle und Gedanken bekommen erst durch dich ihre Macht. Es ist wie mit dem Mond und der Sonne. Der Mond kann nicht aus sich selbst heraus strahlen. Die auftauchenden inneren Phänomene wie Gedanken und Gefühle sind wie der Mond. Aber du, das was du bist, ist die Sonne, die mit ihren Licht alles erscheinen lässt.

 

Das was hier passiert, ist natürlich nur ein Austausch von Konzepten und hat rein gar nichts mit dem zu tun, was ich die "Wahrheit des Seins" und Bankei das "Ungeborene" nannte. Es muss für dich eine intime Erfahrung durch die Praxis von Zazen sein zu sehen, dass es der Wahrheit entspricht.

 

Und dann ist da das Gefühl von Angst, aber es hat keine Macht über dich. Es ist, um es in einem Bild zu beschreiben, wie eine Leinwand auf der ein Feuer gezeigt wird. Die Leinwand fängt deshalb nicht an zu brennen. Der Ego-Verstand projiziert seine Ideen, Gedanken und Empfindungen auf die Leinwand des Bewusstseins und du bist der stille Beobachter. Doch wenn da Identifikation mit dem Ego-Verstand ist, dann sind es "deine" Empfindungen, "deine" Gedanken... dann ist es "deine" Angst, die dir Probleme macht.

 

Wenn ich (dieses Körper-Geist-System Thorsten Schäffer) irgendwann unter dem Messer liegen muss, dann wird da vielleicht auch Angst sein. Vielleicht wird sich diese Angst sogar körperlich ausdrücken. Aber durch die Erkenntnis, das ich nicht sein kann, was ich glaubte zu sein, statt dessen aber bin, was ich schon immer war, bleibt die Angst einfach nur Angst und verliert ihre scheinbare Substanz und Macht.

 

Es ist ein völliges Vertrauen ins Leben, in den Augenblick jetzt, in Gott oder wie immer du es nennen willst. Wenn ich jetzt in diesem Augenblick sterben soll, dann ist es das was geschieht. Leben geschieht von Augenblick zu Augenblick für niemanden und doch glauben die meisten Menschen ein Jemand zu sein.