Zen studieren bedeutet sich selbst studieren

Zen zu studieren heißt, sich selbst studieren. Sich selbst studieren heißt, sich selbst vergessen. Sich selbst vergessen heißt, von den zehntausend Dingen bezeugt werden.

 

Von den zehntausend Dingen bezeugt werden heißt, Körper und Geist von sich selbst und den anderen fallen lassen.

 


Die Spuren des Erwachens lösen sich auf, und die aufgelösten Spuren des Erwachens führen endlos fort.

 

Shobogenzo Genjokoan

Meister Dogen Zenji (1200 - 1253)

 

Wenn wir Zen studieren wollen, gibt es da keine Lehre die in Worte gefasst werden kann. Es bedeutet uns selbst zu studieren und herauszufinden, was dieses "ich" ist, von dem wir alle den ganzen Tag sprechen. Das "ich" oder "Ego" wird im Buddhismus durch die 5 Skandhas erklärt, aus denen es zusammen gesetzt ist: Körper, Sinneswahrnehmung, Gefühle, Gedanken und persönliches Bewusstsein (Siehe auch dieses Video: https://youtu.be/Sm5SZIu5IxI)

 

Ein werden mit den 10.000 Dingen

 

Sich selbst zu studieren und erkennen, dass es da kein aus sich selbst heraus existierendes Ego gibt, bedeutet eins zu werden mit allem was ist, weil wir die Buddhanatur, das Prinzip wechselseitiger Abhängigkeit in allem erkennen. So werden wir eins mit den 10.000 Dingen.

 

Von dieser Erkenntnis durchdrungen zu sein, es also nicht intellektuell sondern durch spontane eigene intuitive Einsicht zu erfahren, lässt keinen Erfahrenden zurück. Es ist Erfahrung ohne einen Erfahrenden. So fallen Körper und Geist, vielmehr die Identifikation mit dem Körper-Geist-System ab und damit auch Körper und Geist aller anderen.

 

Wie können wir das verwirklichen?

 

Du kannst das gar nicht verwirklichen oder machen. Es ist wie mit dem Einschlafen. Du kannst Einschlafen nicht machen. Je mehr Du versuchst etwas zu tun um einzuschlafen, desto weniger wird es Dir gelingen. Du kannst Einschlafen nur zulassen und geschehen lassen. Eine gute Vorbereitung dazu ist aber scheinbar trotzdem die Praxis von Zazen.

 

Wer lässt Körper und Geist fallen?

 

Die Formulierung "Körper und Geist fallen lassen" suggeriert, dass es da eine Instanz geben muss, die das tun kann. Aber so ist es nicht. Es ist mehr ein "Auflösen von Identifikation" und es bleibt niemand übrig, der davon weiß oder es bezeugen kann.

 

Es ist ein Auflösen in den formlosen Raum unbegrenzten Friedens. Doch selbst diese Vorstellung kann noch beobachtet und gesehen/gefühlt werden. So kann der letzte Schritt nicht bewusst gemacht sondern nur zugelassen werden. Nenne es Gnade oder Schicksal. Aber lass die Idee los, dass Du etwas tun könntest.