Im fünften Teil des Hannya Shingyo geht es nicht um das Ziel der Praxis, sondern darum, was hier und jetzt innerhalb der Praxis verwirklicht werden kann:
„Dank dieser Weisheit, die über all dies hinausführt, gibt es für den Bodhisattva weder Angst noch Furcht. Alle Illusionen und jegliches Haften und Festhalten sind beseitigt, und er kann das höchste Ziel des Lebens, das Nirvana, erreichen.
Alle Buddhas der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erlangen durch diese Lehre das Verständnis der höchsten Weisheit, das höchste Satori.“
Der Mensch, als Gefangener seiner Illusion, ein von den anderen getrenntes und unabhängiges „Ich“ zu sein, verliert jede Angst vor seiner Vergänglichkeit und erkennt sein wahres Selbst, das ungeboren und unsterblich ist.
Wer könnte etwas gewinnen oder verlieren, wenn das vermeintliche „Ich“ nur eine Täuschung ist? Das nicht mehr Anhaften müssen an angenehmen und das Ablehnen von unangenehmen Umständen, führt zur Freiheit gegenüber dem Ego-Verstand mit dem wir uns identifizieren.
Buddha ist, wer diese Wahrheit erkannt und im Leben integriert hat. Alle Buddhas erfahren das Erwachen durch diese, im Grunde simple Erkenntnis.
Doch bis zu diesem Erwachen, bleibt die Wahrheit komplex und paradox, da der Ego-Verstand versucht, sie in ein Konzept zu packen.
Doch wir sind nicht der Ego-Verstand. Das was wir sind, können wir allerdings auch nicht wahrnehmen und müssen es auch nicht. Denn das Messer kann sich selbst nicht schneiden und eine Waage nicht ihr eigenes Gewicht wiegen.
Die Augen aber, die alle möglichen Dinge sehen können außer sich selbst, können sich in einem Spiegel sehen und erkennen.
Dieser Spiegel ist, für unser Bewusstwerden über die wirkliche Natur der Dinge, die stille Praxis der Achtsamkeit wie sie seit 2500 Jahren von Meister zu Schüler, von Mensch zu Mensch und von Herz zu Herz weitergegeben wird.
Aus dem Buch „Der Geschmack des Schattens einer Pflaume“
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